AUFTRAGGEBER
privat

LEISTUNGSUMFANG
Gutachten zur denkmalrechtlichen Zielsetzung

TEAM
Thomas Guba, Grégoire Tourne

FLÄCHE
rd. 6.000 m2

ZEITRAUM
2017

ORT
Potsdam

VERFAHREN
Direktbeauftragung

Garten der Villa Baumgart, Potsdam

Um 1900 erwarb die Hoflieferantin Marie Baumgart in der damaligen Spandauer Straße das Grundstück mit Wohnhaus und Nebengebäuden, die sie aufwändig umbauen und erweitern ließ. Der Garten wurde um 1905 angelegt. Für Gebäude und Garten zeichnete der Hofmaurermeister Carl Partik verantwortlich.

Der heutige Eigentümer plant im hinteren Teil des denkmalgeschützten Gartens die Errichtung eines Gartenhauses und möchte perspektivisch auf dem Standort der ehemaligen Nebengebäude weitere Baukörper errichten.

Unsere Aufgabe war es, die Auswirkungen auf das Gartendenkmal darzustellen, in Hinblick auf die Denkmalverträglichkeit zu beurteilen und Vorschläge zur Entschärfung eines absehbaren Zielkonflikts zu machen. Der erste Schritt war es, den Gartendenkmalwert der Anlage herauszuarbeiten und aufzuzeigen, welche Maßnahmen zur Erhaltung und Entwicklung der geschützten Gartenanlage notwendig bzw. wünschenswert sind:

Der Garten der Villa Baumgart entstand zu einem Zeitpunkt, als viele Gärten von Baumeistern bzw. Architekten und nicht mehr von Gärtnern entworfen wurden. Während letztere noch immer dem Idealbild des Landschaftsgartens der Lenné-Meyerschen Schule anhafteten, das in fortschrittlichen Kreisen als überholt galt, kennzeichneten nun ein deutlicher Bezug zum Gebäude, Axialität und Symmetrie den Gartenstil der Zeit.

Marie Baumgart gehörte als erfolgreiche Fabrikbesitzerin zu dieser neuen bürgerlichen Schicht, die einen modernen Garten haben wollte. Wie wichtig ihr das war, konnten wir an Hand der Auswertung der zahlreichen historischen Dokumente aus der Plansammlung der Unteren Denkmalschutzbehörde der Landeshauptstadt Potsdam zeigen:
Die unterschiedlichen Pläne legen nah, dass geradezu darum gerungen wurde, einen deutlichen Bezug zwischen Garten zum Gebäude herzustellen. Um dies zu erreichen, erwarb Marie Baumgart mit erheblichem finanziellen Aufwand Teile des Nachbargrundstücks, so dass sie nun beidseitig einer Mittelachse zwei in etwas gleichgroße Gartenhälften erhielt und entsprechend gestalten lassen konnte.

Nutzgartenflächen, Frühbeete – und sogar ein geradezu imperial wirkendes Gewächshaus, von dem jedoch nicht gewiss ist, ob es jemals realisiert wurde – sind hingegen auf einer hinzuerworbenen Fläche, die wie eine Nische neben dem eigentlichen Grundstück liegt, platziert worden und störten auf diese Weise nicht die gewünschte Symmetrie des Gartens.

Die Folgerung für uns aus diese Analyse war, dass auch ein zukünftiger Baukörper soweit wie möglich aus dem Blickfeld gerückt werden sollte. Unser Vorschlag, sich an der Bauflucht des ehemaligen Gewächshauses zu orientieren, fand die Zustimmung aller Beteiligten – Landesdenkmalamt, Stadtverwaltung Potsdam und Bauherr – und ist nun Grundlage für die weitere Planung des Hochbauarchitekten.