AUSLOBER
Stadt Lützen

VERFAHREN
Nichtoffener Realisierungswettbewerb für Architekten und Landschaftsarchitekten

TEAM
Thomas Guba

ZUSAMMEN MIT
Gareth Hoskins Architects Ltd., Zweigniederlassung Berlin

ABGABE
Juni 2017

ORT
Lützen, Sachsen-Anhalt

Erweiterung Gustav-Adolf-Gedenkstätte in Lützen

Ausgangssituation

Die Schlacht von Lützen im November 1632 war eine unter vielen Schlachten des 30-jährigen Krieges. Dass sie im europäischen kollektiven Gedächnis geblieben ist, liegt am Schwedenkönig Gustav II Adolf, dem Hoffnungsträger der protestantischen Sache, der hier in der Schlacht fiel. Während ihm zum Gedenken schon direkt nach seinem Tod ein Findling an den Sterbeort gerollt wurde – später durch einen gusseiserner, von Schinkel entworfener Baldachin bekrönt – und 1906 eine Gedächniskapelle das Ensemble ergänzte, gibt es bisher keine Erinnerung an die vielen Tausende Soldaten, die auf beiden Seiten ebenfalls den Tod fanden. 2011 wurde auf dem Schlachtfeld ein Massengrab gefunden, das in einer spektakulären Aktion en bloc geborgen, als 55 Tonen schwerer Erdblock auf Tiefladern in das Archäologische Landesamt nach Halle gebracht und dort wissenschaftlich untersucht und konserviert wurde.

 

Wettbewerbsziel

Ziel des Wettbewerbes ist es, im Bereich des bestehenden Denkmalensembles ein neues Ausstellungsgebäude zu konzipieren, in dessen Mittelpunkt das Massengrab und weitere Funde präsentiert werden.

 

Leitgedanke unseres Entwurfs

Mit der Ausstellung des geborgenen Massengrabs von Lützen besteht die einmalige Möglichkeit, an authentischer Stelle zu zeigen, was Krieg bedeutet: Der Anblick der menschlicher Knochen ist ergreifend und lässt die zeitliche Distanz von fast 400 Jahren vergessen. Während bisher in der Gustav-Adolf-Gedenkstätte der einzelnen „großen“ Persönlichkeit gedacht wurde, stehen jetzt die 47 Skelette stellvertretend für den „einfachen“ Mann und für die unvorstellbare Masse an Menschen, die im Krieg litten und starben.
Die Erweiterung der Gedenkstätte soll deswegen neben allem historischen und wissenschaftlichen Interesse am Thema den Besucher emotional ansprechen und ihn, in einem seit 1945 weitgehend friedlichen Europa, daran erinnern, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit ist, sondern etwas, worum weiterhin ständig gerungen werden muss.

 

Entwurfskonzept

Die Gedächtniskapelle, der Schwedenstein mit Schinkel-Baldachin und die schwedischen Holzhäuser werden durch drei neu entworfene Elemente ergänzt: ‚Denkmauer‘, Ausstellungsgebäude und Friedensgarten. Zu einem geschlossenen Gesamtensemble vereint, wird hier die Geschichte um die Schlacht von Lützen erzählt. Das Ausstellungsgebäude wird orthogonal zur Straße geplant und stellt sich damit gegen die Orientierung der Truppen. Die neue Denkmauer führt entlang der Bundesstraße und verschränkt sich mit dem klar ausgerichteten Ausstellungsgebäude zu einem Kreuz. Die Mauer schirmt das Gedenkareal von der Straße ab und bildet im Inneren einen geschützten Platz. Es entsteht ein Ort, an dem Krieg und Verzweiflung, aber auch Hoffnung und Frieden zu spüren sein sollen, subtil wird dies von der Architektur und Außenraumplanung unterstützt.