AUFTRAGGEBER
Land Brandenburg, vertreten durch den Brandenburgischen Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB)

LEISTUNGSUMFANG
Vorentwurf bis Bauleitung

TEAM
Ulrike Deiss, Thomas Guba, Anna Ludwig, Alexander Roscher, Martine Sgard, Grégoire Tourne

FLÄCHE
17.800 m2

BAUKOSTEN
2.800.000 € (realisierter Teil)

ZEITRAUM
2003 (Wettbewerb), 2004 (Entwicklungskonzept), 2008-09 (1. BA), 2012-15 (2. BA)

PROJEKTPARTNER
FF-Architekten, Berlin; Ing.-Gesellschaft Schwarz und Partner mbH; Genius Ingenieurbüro IT GmbH

ORT
Henning-von-Tresckow-Str. 2-13, Potsdam

VERFAHREN
Wettbewerbsgewinn (Verfahren: 2003)

Regierungsstandort Henning-von-Tresckow-Straße in Potsdam

Anfang der 2000er Jahre entschied die Landesregierung, den Verwaltungsstandort in der Henning-von-Treschow-Straße, am Rande der historischen Altstadt von Potsdam gelegen, zu einem von drei Ministeriumsstandorten des Landes Brandenburgs zu entwickeln und lobte hierfür im Jahr 2003 einen städtebaulichen Ideenwettbewerb aus.
Zusammen mit mit ff-Architekten (damals b5-p architekten Feldhusen + Fleckenstein) konnten wir den 1. Preis erringen und wurden in der Folge zunächst mit der Erarbeitung eines Entwicklungskonzepts beauftragt.

Ein wichtiges städtebauliches Ziel unserer Planung ist es, den zwar zentral gelegenen, aber hermetisch verschlossenen Standort mit dem Stadtgefüge zu verbinden und zu einem öffentlichen Raum zu machen.
Damit einhergehend soll die Liegenschaft weitgehend autofrei sein und dem Fußgänger deutlich Vorrang eingeräumt werden.
Zur Erreichung dieser Ziele haben wir (nachts oder bei einer sog. Sicherheitslage verschließbare) Zugänge in die Liegenschaft geschaffen und wollen die erforderlichen Pkw-Stellplätze auf wenige Standorte konzentrieren.

Weiterhin war uns die Schaffung eines durchgängigen und prägnanten Bodenbelags wichtig. Dieser soll zum einen die heterogene Bebauung aus vier Jahrhunderten miteinander verbinden und zum anderen in seiner Gestaltung deutlich machen, dass der Fußgänger auf den Flächen Vorrang hat.
Nach der Prüfung verschiedener Materialalternativen fiel die Entscheidung auf einen durchgefärbten hellen Asphalt, der als fugenloses Material auch für mobilitätseingeschränkte Menschen besonders gut zu nutzen ist. Eine monochrome Fläche erschien uns jedoch angesichts der Flächengröße zu langweilig und wir machten uns auf die Suche nach einem ergänzenden Element, das gleichzeitig identitätsstiftend für „Brandenburg“ stehen sollte. Bei einer sommerlichen Radtour kam erst die Erkenntnis, dass Brandenburg das Land der Gewässer ist, und dann die Idee, diese in abstrahierter Form als Intarsien aus dunklem Gussasphalt darzustellen. Schriftplatten an einigen dieser Flächen geben dem Betrachter einen Anhaltspunkt, wo in Brandenburg er sich gerade befindet.

In der Realisierung zeigte sich, dass die Herstellung dieser ineinander liegenden Flächen bautechnisch eine wirkliche Herausforderung ist und mehrere Arbeitsschritte erfordert, die eng aufeinander abgestimmt sein müssen (vgl. Fotostream). Besonderes Augenmerk legten wir auf die gestalterische Einbindung der zahlreichen Schachtdeckel der unterirdischen Infrastruktur in die Fläche. Indem wir sog. Deckel für austauschbare Oberflächen verwendeten, die mit der jeweiligen Asphaltfarbe gefüllt werden, in deren Fläche sie liegen, stören diese notwendigen Einbauten das Gesamtbild nicht.

 

 

Einzelne Bereiche sind aus dem durchgängigen Bodenbelag ausgespart und bilden „Inseln“ mit besonderen Qualitäten: Die größte ist das sog. Forum, das von zwei alten Eichen überstanden wird und eines Tages den zentralen grünen Raum der Liegenschaft bilden soll, auf dessen Rasenfläche auch Veranstaltungen stattfinden können. Weitere ausgesparte Flächen befinden sich z.B. an den Eingängen in die Liegenschaft oder als kleine Plätze vor Gebäudeeingängen.


Im Südwesten der Liegenschaft ist der erste Abschnitt der zentralen Stellplatzanlage realisiert worden. Uns war es wichtig zu zeigen, dass auch solche Flächen nicht unattraktiv sein müssen, weswegen wir hochwertige Bodenmaterialien verwendet und die Versickerungsflächen mit Präriestauden bepflanzt haben.
Die Entwicklung der Liegenschaft ist noch nicht abgeschlossen und wird noch etliche Jahre brauchen. Das Problem sind Gebäude, die nach der Entwicklungsplanung abgerissen werden sollen, aber z. Zt. noch belegt sind.

Die Resonanz auf unseren Bodenbelag Gestaltung war im Übrigen zunächst etwas verhalten und es gibt leider immer wieder die Tendenz, die Flächen zuzuparken, weil sie „doch so schön groß sind“.
Liebenswert finden wir die Kolonie von Quietscheenten, die sich kurz nach Fertigstellung am Rande eines der Seen etablierte. Anfangs wohl als ironischer Kommentar zu unserer Gestaltung gedacht, ist sie schnell angewachsen, wird gepflegt und existiert nun schon seit 10 Jahren.